Symposium Plasmamedizin: Technologie und Anwendungen
Datum:
13. März 2024
Ort:
KARL STORZ Besucher-und Schulungszentrum Berlin
Scharnhorststr. 3, 10115 Berlin
Organisation:
Prof. Dr. Thomas von Woedtke (Leibniz-INP) und das Team von Leibniz Gesundheitstechnologien
Programm
10:00 | Begrüßung und Vorstellung des Forschungsverbund Leibniz Gesundheitstechnologien
Dr. Jens Hellwage
Geschäftsführung des Forschungsverbunds Leibniz Gesundheitstechnologien (LGT)
Prof. Dr. Thomas von Woedtke
Wissenschaftlicher Vorstand des Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP)
10:15 | Medizinische Anwendung von kaltem Atmosphärendruckplasma – ein Update | Prof. Dr. Thomas von Woedtke, Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie
Abstract
Die Plasmamedizin hat in den vergangenen 15 Jahren eine rasante Entwicklung genommen. Mittlerweile sind eine Reihe von Plasmageräten als Medizinprodukte für therapeutische Anwendungen im Einsatz. In Deutschland gibt es seit Februar 2022 eine AWMF-Leitlinie zum "Rationalen therapeutischen Einsatz von kaltem physikalischem Plasma", die insbesondere die kurative Behandlung von chronischen und infizierten Wunden empfiehlt. Der G-BA hat 2023 eine Erprobungsstudie zur Kaltplasmabehandlung bei chronischen Wunden in Auftrag gegeben. Die biologischen Plasmaeffekte, auf denen die medizinische Anwendung basiert, sind mittlerweile sehr gut verstanden und beruhen überwiegend auf der Wirkung reaktiver (redoxaktiver) Sauerstoff- und Stickstoffspezies (ROS, RNS). Damit ist eine systematische Erschließung weiterer Anwendungsfelder möglich, wobei der Krebsbehandlung eine besondere Bedeutung zukommt.
Speaker
Prof. Dr. Thomas von Woedtke
Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP)
Thomas von Woedtke wurde 1962 in Görlitz geboren, studierte Pharmazie an der Universität Greifswald. Promotion und Habilitation erfolgten im Fach Pharmazeutische Technologie. Er ist seit 2005 Mitarbeiter des Leibniz-Institutes für Plasmaforschung und Technologie e.V. (INP) in Greifswald, war von 2008 bis 2023 Forschungsschwerpunktleiter Plasmamedizin am INP und ist seit 2020 Mitglied des Vorstandes des INP und zuständig für den Forschungsbereich Gesundheit & Hygiene. Seit 2011 hat er eine W2-Professur für Plasmamedizin an der Universitätsmedizin Greifswald inne.
10:45 | Plasmamedizin - Wissens- und Technologietransfer - Von der Idee zum Produkt | Prof. Dr. Klaus-Dieter Weltmann, Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie
Abstract
Seit mehr als zwei Jahrzehnten entwickelt sich die Plasmamedizin weltweit zu einem neuen Bereich der medizinischen Forschung an der Schnittstelle zwischen Plasmaphysik und Biowissenschaften. Plasmamedizin ist die Anwendung von physikalischem Plasma für medizinische Zwecke. Der Einsatz von kalten atmosphärischen Plasmen zur Unterstützung der Wundheilung ist bereits klinische Realität. Dies ist ein Ergebnis eines interdisziplinären Forschungsansatzes, solider Grundlagen- und anwendungsorientierter Forschung sowie des Technologietransfers in die Industrie. Die Plasmatechnologie ermöglicht zahlreiche weitere therapeutische Optionen. Der Vortrag führt in das Thema Plasmamedizin im Allgemeinen mit ausgewählten therapeutischen Anwendungen ein, stellt zertifizierte Medizinprodukte vor und diskutiert Bedarf und Perspektiven.
Speaker
Prof. Dr. Klaus-Dieter Weltmann
Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP)
Prof. Dr. Klaus-Dieter Weltmann promovierte 1993 an der Universität Greifswald im Fach Angewandte Physik. Mitte der 90er Jahre wechselte er zur ABB Schweiz AG in den Bereich Hochspannungstechnik mit nationaler und internationaler Verantwortung für gasisolierte Schaltsysteme. Seit 2003 ist er Vorstandsvorsitzender und Wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts für Plasmaforschung und Technologie e.V. und Professor an der Universität Greifswald. Unter dem Motto "von der Idee zum Prototyp" und "vom Prototyp zum Produkt" wurden seiner Zeit am INP 5 Ausgründungen initiiert. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Life Science, Bioökonomie, Plasmaquellenentwicklung, der Wissens- und Technologietransfer und neue Arbeitsgebiete. Er ist Gastprofessor an der New York University und Mitglied in verschiedenen Gremien und Organisationen.
11:40 | Klinische Evidenz der wundheilungsfördernden Wirkung von Kaltplasma | Dr. Lars Böckmann, Universitätsmedizin Rostock
Abstract
Kaltes Atmosphärendruckplasma (KAP) ist ein teilweise ionisiertes Gasgemisch mit potenziellen Effekten auf die Förderung der Geweberegeneration, Reduzierung von Entzündungen und antimikrobiellen Wirkungen. Mittlerweile hat KAP erfolgreich Eingang in die klinische Praxis zur Behandlung chronischer Wunden gefunden. An der Hautklinik der Universitätsmedizin Rostock ist KAP integraler Bestandteil einer umfassenden multimodalen Wundversorgung. Die wundheilungsfördernden Eigenschaften von KAP wurden nicht nur durch diverse Fallberichte und Pilotstudien, sondern auch durch zahlreiche randomisiert kontrollierte Studien bestätigt. Seit 2022 existiert in Deutschland eine SK2-Leitlinie für den rationalen therapeutischen Einsatz von kaltem physikalischem Plasma. Im Rahmen des Vortrags wird eine zusammenfassende Darstellung über die gegenwärtige klinische Evidenz hinsichtlich der Wirksamkeit von KAP in der Wundheilung gegeben.
Speaker
Dr. rer. nat. Lars Böckmann
Universitätsmedizin Rostock
Dr. rer. nat. Lars Böckmann studierte Biologie in Göttingen bevor er sich dort an der Hautklinik als Stipendiat eines DFG Graduiertenkollegs promovierte. Nach einem Postdoc-Aufenthalt in den USA am National Cancer Institute und Leitung einer Arbeitsgruppe an der Universität zu Lübeck ist er seit 2018 Leiter des Forschungslabors an der Hautklinik in Rostock. Seine Forschungsgruppe bearbeitet ein breites Spektrum an grundlagenorientierten und translationalen Fragestellungen im Bereich der Plasmamedizin, Dermatoonkologie und seltenen genetischen Hauterkrankungen. Dr. Böckmann Vorstandsmitglied des Nationalen Zentrums für Plasmamedizin (NZPM) und Mitglied des Managementkomitees der COST Action CA20114 “Therapeutical Applications of Cold Plasmas” (PlasTHER).
12:20 | Plasma und Krebsbehandlung: Möglichkeiten und Perspektiven | Prof. Dr. Sander Bekeschus, Leibniz-INP und Universitätsmedizin Rostock
Abstract
Vor nun fast 15 Jahren wurden die ersten adäquaten präklinischen Untersuchungen zur Antikrebs-Wirkung von Plasmageräten begonnen. Heute findet sich für beinahe jeden Tumortyp auch eine Studie zur Toxizität mit Plasma, vereinzelt wurden bereits Krebspatienten mit Plasma behandelt. Zeit, Bilanz zu ziehen: Welche Potentiale zur Tumorbekämpfung stecken in der Plasma-Technologie? Welche Behandlungskonzepte eignen sich mehr, welche weniger zum Einsatz in der Onkologie? Welche Tumortypen und Gerätekonzepte scheinen vielversprechend, um den Weg in eine regelmäßige Praxisanwendung zu ebnen? Dieser Vortrag wird Impulse für das Thema „Plasma gegen Krebs“ liefern.
Speaker
Prof. Dr. Sander Bekeschus
Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP) und Universitätsmedizin Rostock
Sander Bekeschus ist gebürtiger Berliner und Wahlgreifswalder, wo er Humanbiologie studierte und in der Immunologie promovierte. Er beschäftigt sich seit 2010 mit der Plasmawirkung auf Immun- und entzündliche Prozesse, seit der Gründung seiner Arbeitsgruppe im Jahr 2016 auch im Bereich der Onkologie. Seit 2023 ist er zudem Professor für Translationale Plasmamedizin an der Universitätsmedizin Rostock und seit 2024 Forschungsschwerpunktleiter ‚Plasmamedizin‘ am INP in Greifswald. Als (Ko-) Autor von über 250 internationalen Publikationen oder Buchkapiteln, viele davon als Hauptautor experimenteller Studien, gilt Sander Bekeschus als profilierter Wissenschaftler auf dem Gebiet der Plasmamedizin und der lebenswissenschaftlichen Plasmaforschung.
12:50 | Plasmaanwendung in der Zahnmedizin – der Weg vom Labor zum Patienten aus Sicht der Industrie | Dr. Christian Eberhard, Dentsply Sirona Deutschland GmbH
Abstract
Bei Periimplantitis handelt es sich um eine entzündliche Weich- und Hartgewebserkrankung um ein Zahnimplantat mit Knochenabbau. Sie kann zum Implantatverlust führen, was mit hohen Kosten für ein neues Implantat verbunden ist. Bisher gibt es keine zuverlässige Behandlung.
Im BMBF-Verbundprojekt PeriPLas wurde eine Kombinationstherapie bestehend aus zwei Teilschritten entwickelt, welche während eines chirurgischen Eingriffs angewendet werden. Zunächst wird der Biofilm auf der Implantatoberfläche mechanisch entfernt, um danach das Implantat mittels Plasma wieder zu hydrophilisieren. Damit wird eine saubere und wieder funktionalisierte Oberfläche hergestellt, was zum Abklingen der Entzündung und zur Reosseointegration des Implantats führt.
In diesem Vortrag soll der lange Weg von Laborversuchen zur Anwendung an Patienten in einer klinischen Prüfung aus Sicht der Industrie dargelegt werden.
Speaker
Dr. Christian Eberhard
Dentsply Sirona Deutschland GmbH
- Studium: 2003-2008 Physik, Universität Konstanz, Titel Diplomarbeit „Asymmetrisch-katalytische Teilchen als Mikromotoren“
- Doktor der Naturwissenschaften (Physik): 2008-2012 Abteilung Neue Materialien und Biosysteme (Prof. Spatz), Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme, Stuttgart, Titel „Development of a Model System to Study Cell Adhesion and Cell Mechanics“
- Postgraduiertenstelle: 2012-2013 Post Doc, Abteilung Neue Werkstoffe und Biosysteme (Prof. Spatz), Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme, Stuttgart
- Seit 2014, R&D Dentsply Sirona, Bensheim: Entwicklungsprojekte im Bereich dentaler Medizinprodukte
Erprobungsstudie des G-BA zur Kaltplasmabehandlung bei chronischen Wunden | Prof. Dr.med. Dr.med.dent. Hans-Robert Metelmann, Universitätsmedizin Greifswald
Abstract
Die Plasmamedizin ist mit der ärztlichen Leitlinie „Rationaler therapeutischer Einsatz von kaltem physikalischem Plasma“ (AWMF 007-107) einen großen Schritt vorangekommen auf dem Weg in den Versorgungsalltag von Klinik und Praxis. Der letzte Schritt wird die Erstattungsfähigkeit der medizinischen Leistungen durch die Gesetzlichen Krankenkassen sein. Die diesbezügliche Entscheidung liegt beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), dem obersten Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen. Die Entscheidung wird davon abhängen, zu welchen Ergebnissen die G-BA Erprobungsstudie kommt, eine prospektive, randomisierte, placebo-kontrollierte, doppelt verblindete, multigerätegestützte, multizentrische Studie, die sich im laufenden Antragsverfahren befindet. Behandlungseinrichtungen, die die Bedingungen dieses Studienprotokolles erfüllen können, werden derzeit zur Mitwirkung in der G-BA Erprobungsstudie eingeladen.
Speaker
Prof. Dr.med. Dr.med.dent. Hans-Robert Metelmann
Universitätsmedizin Greifswald und und Gründungsvorsitzender des Vorstandes des Nationalen Zentrums für Plasmamedizin
Hochschullehrer, Chirurg, Dekan der Medizinischen Fakultät, Rektor der Universität Greifswald und Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern a.D. - Forschungsschwerpunkte Onkologie und Klinische Plasmamedizin. Mitbegründer und Präsident des Nationalen Zentrum für Plasmamedizin e.V. seit 2013. Plasma Medicine Award der International Society of Plasma Medicine 2018. Federführendes Mitglied der AWMF-Leitlinienkommission „Rationaler therapeutischer Einsatz von kaltem physikalischem Plasma“ 2022. Corresponding Editor der Lehrbücher „Plasmamedizin“ (Springer 2016), Comprehensive Clinical Plasma Medicine“ (Springer 2018, 2nd edition in progress) und „Textbook of Good Clinical Practice in Cold Plasma Therapy“ (Springer 2022). Als Chief Investigator am Antragsverfahren der G-BA-Erprobungsstudie beteiligt.
14:45 | Normung und Standardisierung von medizinischen Plasmaquellen | Dr. Sybille Hasse und Dr. Kai Masur, Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie
Abstract
In den letzten zwanzig Jahren hat die Plasmamedizin erfolgreich Einzug in den klinischen Alltag gehalten. Um Forschern und Anwendern den Vergleich und die Gewährleistung der Stabilität und Sicherheit verschiedener Plasmageneratoren zu ermöglichen, wurde ein Standardisierungsprozess initiiert, der grundlegende Tests in physikalischen, chemischen und biologischen Verfahren beschreibt.
Die im Jahr 2014 veröffentlichte DIN Spec 91315 stellt eine solide Grundlage für die Entwicklung von Plasmaquellen für die medizinische Anwendung dar, welche derzeit aktualisiert wird. International bildete sich eine Arbeitsgruppe, um mit Unterstützung der IEC (Internationalen Elektrotechnischen Kommission), einen internationalen Standard für medizinische Plasmageräte auszuarbeiten. Diese Arbeitsgruppe konzentriert sich auf eine IEC-Norm, die zur internationalen Norm IEC60601-2-91 werden wird.
Speaker
Dr. Sybille Hasse
Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie
Das Studium der Humanbiologie absolvierte Sybille Hasse an der Universität Greifswald mit einem Diplom. Anschließend begann Sie eine Promotion am Department of Biomedical Sciences an der University Bradford, UK. Darin untersuchte Sie die Regulation der Pigmentation der menschlichen Haut und die molekularen Ursachen für die Pigmentationsstörung Vitiligo. Es folgten Postdoc Stellen u.a. an der Klinik für Dermatologie der Universität Schleswig-Holstein, Campus Lübeck und am Centre for Skin Sciences in Bradford, UK zu Themen der Haut- und Haarpigmentation und deren Mechanismen der Regulation. Seit 2010 ist Sie als Wissenschaftlerin am Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V. (INP) im Forschungsschwerpunkt Plasmamedizin tätig und seit 2015 Leiterin der Abteilung Plasma Life Science. Aktuelle Forschungsthemen sind Plasmaanwendungen in der Wundbehandlung und die Analysen der Wundparameter. Dazu gehören auch Aktivitäten zur Standardisierung für medizinische Plasmaquellen.
Dr. Kai Masur
Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie
Kai Masur studierte Biochemie an der Universität Leipzig und promovierte an der Universität Witten / Herdecke über die Prävention von Tumormetastasen. Von 2001 bis 2003 war er Postdoktorand am New England Medical Center in Boston, MA – wo er im Bereich Diabetes forschte und Untersuchungen zum GLP-1-Rezeptor durchführte. Zurück in Witten erforschte er bis 2009 den Zusammenhang zwischen Diabetes und Krebs. Von 2009 bis 2014 war er Gruppenleiter der Nachwuchsgruppe „Zelluläre Effekte“ am Zentrum für Innovationskompetenz „ZIK plasmatis“ des Leibniz-Instituts für Plasmaforschung und Technologie – verantwortlich für den Aufbau der Zell- und Molekularbiologie. Seit 2014 ist Dr. Masur Leiter der Forschungsgruppe „Plasma-Wundheilung“ und Leiter des Kompetenzzentrum Diabetes Karlsburg und baut neue Forschungslabore für angewandte klinische Plasmamedizin am Klinikum Karlsburg auf.
15:15 | Podiumsdiskussion: Der Plasmamedizin-Markt aus Firmensicht
Diskussionspartner im Podium
Stefanie Ascher,
terraplasma medical GmbH
Dr. Benedikt Busse
CINOGY System GmbH
Dr. Carsten Mahrenholz
COLDPLASMATECH GmbH
Ulrike Sailer
neoplas med GmbH
Prof. Dr. Steffen Emmert
Universitätsmedizin Rostock