Plasmamedizin-Studie: Schnellere Wundheilung sorgt für halbierte Kosten und weniger Abfall

Eine neue Studie belegt zum ersten Mal deutliche Kostenvorteile durch Kaltplasma-Behandlung von chronischen Wunden gegenüber der Standardversorgung. In Auftrag gegeben wurde die Studie von der neoplas med GmbH – ein Partner im Forschungsverbund Leibniz Gesundheitstechnologien.

Kaltplasma-Anwendungen in der Versorgung von chronischen und infizierten Wunden haben ein großes therapeutisches Potential – das ist schon länger bekannt. Nun bezifferte erstmals eine Studie im Auftrag der neoplas med GmbH auch einen ökonomischen und ökologischen Nutzen: Durch den Einsatz des Plasmajet kINPen MED können sich die Gesamtkosten für die Heilung von chronischen und infizierten Wunden um bis zu 52 Prozent reduzieren. Weil diese deutlich schneller verheilen, sinken die Kosten für Verbandmaterial um rund 65 Prozent.

Die Standardwundversorgung chronischer Wunden wie dem diabetischen Fußsyndrom oder venöser Ulcera sehen aktuell noch langwierige und oftmals zeitintensive Versorgung mit teuren Verbands­wechseln vor. Abhilfe kann der Plasmajet kINPen MED der neoplas med GmbH aus Greifswald schaffen. Durch die unter Sichtkontrolle durchgeführte, berührungslose und weitestgehend schmerzfreie Anwendung des Kaltplasma-Jets heilten etwa 59 Prozent der chronischen und infizierten Wunden innerhalb von sechs Wochen vollständig ab, im Vergleich zu rund fünf Prozent bei der Standardbehandlung.

Niedrigere Behandlungskosten und weniger Abfall

Die kürzere und erfolgreiche Therapie führt neben den Zeitersparnissen für Patienten und Behandler auch zur Reduzierung der Kosten in der Wundversorgung. Ein Fachartikel, der nun in der Zeitschrift Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement erschienen ist, legt nahe, dass die Behandlung mit dem Kaltplasma-Jet von neoplas med GmbH die Behandlungskosten gegenüber der Standardwundversorgung um bis zu 52 Prozent senken kann. Zudem kann die Therapie den Verbrauch von Verbandmaterial um bis zu 65 Prozent deutlich reduzieren und dadurch einen Beitrag zu einem nachhaltigeren Gesundheitssystem leisten.

Jet-Kaltplasmatherapie auf dem Weg zur Standardversorgung

Mit der Sk2-Leitlinie zu Kaltplasma, die von der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) erarbeitet wurde, erfüllt die Jet-Plasmatherapie alle Anforderungen einer Standardversorgung. Allerdings ist diese neue Behandlungsform noch nicht Teil der GKV erstattungsfähigen Wundversorgung. Um dies zu ändern und Patient mit chronischen Wunden eine bedarfsgerechte Versorgung zu ermöglichen, hat die neoplas med GmbH im Juli 2021 einen Antrag auf Erprobung der Kaltplasmatherapie beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) gestellt. Im Zuge dessen hat der G-BA ein Methodenbewertungsverfahren eröffnet und der Kaltplasmatherapie das Potential einer erforderlichen Behandlungsalternative bescheinigt. Folgerichtig hat der G-BA im Februar beschlossen, eine Studie zur Erprobung der Therapie durchzuführen.

Zum Hintergrund:
Bei kaltem physikalischem Plasma handelt es sich um ein ionisiertes Gas, das durch elektrische Energie entsteht. Beim Plasmajet kINPen MED wird dafür das Edelgas Argon verwendet. Es wird durch einen Jet-Strahl punktgenau auf die betroffene Wunde aufgebracht und sorgt dafür, dass Zellen wieder zum Wachstum und zum Verschluss der Wunde angeregt sowie Keime und Erreger abgetötet werden.

Über die neoplas med GmbH:
Die neoplas med GmbH entstand 2009 als Ausgründung des Leibniz-Instituts für Plasmaforschung und Technologie e. V. (INP) in Greifswald. Geschäftsführerin ist seit Ende 2019 Ulrike Sailer. Das Unternehmen entwickelt auf Grundlage der plasmamedizinischen Forschung des INP innovative Produkte für medizinische Anwendungen. Erster Meilenstein ist der CE-zertifizierte Plasmajet kINPen MED, der als weltweit erster Plasmajet zur Behandlung chronischer Wunden und erregerbedingter Erkrankungen der Haut zugelassen wurde. Gemeinsam wurde die Präzisionstechnologie entwickelt mit dem INP als Inkubator und in Zusammenarbeit mit dem Plasmamedizin-Cluster. Es ist das weltweit am besten untersuchte und dokumentierte Gerät zur Plasmabehandlung von infizierten und chronischen Wunden. Dies wird u. a. durch zwei klinische RCT Studien, veröffentlicht im JAMA Network Open und Nature Scientific Report, bestätigt, die auch in die kürzlich durch die AWMF veröffentlichte S2K Leitlinie eingeflossen sind. Aktuell liegt der von der neoplas med initiierte Antrag auf Erprobung der Kaltplasmatherapie dem Gemeinsamen Bundesausschuss vor, der der Methode bereits das Potenzial einer erforderlichen Behandlungsalternative bestätigt hat. Nach dem Beschluss des G-BA vom 16. Februar 2023 wird die Erprobungsstudie durchgeführt, vorbehaltlich der Prüfung durch das BMG und Veröffentlichung im Bundesanzeiger.
Weitere Informationen finden Sie unter www.neoplas-med.eu

Publikationen:

  • Strohal R, Dietrich S, Mittlböck M, Hämmerle G. Chronic wounds treated with cold atmospheric plasmajet versus best practice wound dressings: a multicenter, randomized, non-inferiority trial. Sci Rep 2022; 12(1): 3645, DOI: 10.1038/s41598-022-07333-x
  • Witte J et al. Gesundheitsökonomische Aspekte der Kaltplasmatherapie:. Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement 2022; 27: 1–9, DOI: 10.1055/a-2050-2652